GR 20 Etappe 3 Asinao - A Matalza

Ein herrlicher Morgen. Auch heute muss es wieder früh losgehen. Zu Anfang der Tour erwartet uns ein 500m Anstieg. Nach dem Zeltaufbau frühstücken wir. Diesmal sind noch Baguette und Salami vom Einkauf des Vortags übrig. Zum ersten Mal kommt unser EOE Brenner zum Einsatz. Wir haben kleine Instantkaffee Portionen mit. Es fehlt an nichts.

Schnell wird es wärmer, wir müssen los.

  • Startpunkt: Refuge d´Asinao
  • Endpunkt: Bergerie A Matalza
  • Länge: 11.2 km (siehe Text)
  • Zeit mit Pausen hin: 5.20h

Hinweis

Tatsächliche Länge und Zeit der Tour stimmen nicht genau mit der Statistik überein, da die Anzahl Messpunkte reduziert ist.

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  • Refuge d´Asinao
    Mobilempfang: mäßig - Bessert sich auf Hügel Nähe Refuge
    Internetzugang: kein
    Besonderheit: Ladeservice für Akkus (1,50 Euro/pro Ladung)
  • Bergerie A Matalza
    Mobilempfang: mäßig
    Internetzugang: keiner (Ich habe allerdings einen Router im Gästeraum gesehen. Im Notfall wäre es besimmt möglich)
  • Refuge d´Asinao:
    Camping, Leihzelte und im Refuge
  • Bergerie A Matalza:
    Camping, Leihzelte und Mehrbett Großzelte
  • Refuge d´Asinao
    Frühstück, Abendessen, Halbpension
    Verkauf von Lebensmitteln und Getränken
    Trinkwasser aus Brunnen vor Hütte
    Kochgelegenheit : JA
  • Bergerie A Matalza:
    Frühstück
    Abendessen und Halbpension
    Verkauf von Lebensmitteln und Getränken
    Trinkwasser an der Hütte
    Kochgelegenheit : JA

Direkt nach der Hütte beginnt der Aufstieg an der Flanke des Monte Incudine, hinauf zur Bocca Stazzunara (2134m üNN). Der Pfad ist stark ausgewaschen. Große Steine und Felsstufen liegen frei. So mancher Vorgänger ist abseits der Pfade gelaufen, womit ein Durcheinander von verschiedenen Wegführungen entstanden ist. Wir versuchen den Markierungen zu folgen. Der Hang ist nur mit Büschen bewachsen, die keinen Schatten spenden. Wir sehen andere Wanderer im Hang vor uns und unter uns, die ebenfalls früh gestartet sind.

Mit steigender Höhe, wird die Vegetation karger und der Untergrund felsiger. Es sind bis zu 90cm hohe Felsstufen und steil abfallende Felsplatten zu überwinden. Immer häufiger kommen die Hände zum Einsatz – Von Kletterrei möchten wir jedoch noch nicht reden. Trotzdem stört das schwere Gepäck schon ein wenig.

Wir können die Bocca Stazzunara links über uns erkennen. Die Wanderer, die bereits auf dem Pass stehen, erscheinen als kleine Punkte. Nach vielen mühsamen Höhenmetern orientiert sich der Wegverlauf nach links. Über ein stetiges auf und ab, bewegen wir uns parallel zum Hang. Der Verlauf ist nun relativ weglos. Wie und wo Felsstufen, Felsplatten und Blockwerk zwischen den Markierungen zu überwinden sind, ist nun selbst zu entscheiden. Gelegentlich erkennt man ausgetretene Pfade, die jedoch nicht unbedingt die beste Wahl darstellen und auch mal in einer Sackgasse enden.

Ein letzter steiler Anstieg und wir stehen nach 2Stunden auf dem Pass. Bei einer herrlichen Aussicht legen wir eine Pause ein.

Ein Pärchen, dass wir schon mehrmals getroffen haben, erholt sich auch gerade vom Aufstieg. Auch sie sind überrascht von dem alpinen Anspruch des Hangs. Diese Aussage von Zweien, die die alpinen Varianten begehen, stimmt uns schon nachdenklich. Besonders, da der Schwierigkeitsgrad in keiner Literaturquelle erwähnt wird. Die eigentlich für Bergwandern gepackten Rucksäcke, behindern schon sehr. 

Während die Beiden nun die alpine Variante über den Gipfel des Monte Incudine wählen, folgen wir dem neuen Verlauf des GR 20. Dieser teilt die Strecke zur Refuge D´Usciolu in zwei Etappen auf. Unser Ziel ist die ca. 2Stunden entfernte Bergerie A Matalza.  

Wir beginnen mit dem Abstieg. Bei moderatem Gefälle, jedoch abermals entlang ausgewaschener Pfade, steigen wir hinunter auf ein wunderschönes Hochplateau. Das ist Bergwandern vom Feinsten.

Wir gelangen auf einen Fahrweg. Es sind keine Wegweiser zu finden. So schlagen wir erst mal die grobe Richtung nach rechts ein und folgen dem Fahrweg bergauf. Plötzlich erkennen wir Mike, aus Seattle, der uns entgegen kommt. Er meint, das wäre der falsche Weg. Nun ist doch mal ein Blick aufs Navi gefordert. Just in diesem Moment sind die Akkus leer. Die Ersatzakkus muss ich in den Tiefen meines Rucksacks suchen. Tatsächlich haben wir vor ca. 200 Metern einen Abzweig zur Bergerie de Croce verpasst.

Zu Dritt setzen wir die Tour fort. In der prallen Sonne folgen wir einem breiteren Fahrweg und erreichen nach 30min. die Bergerie de Croca. Wir halten kurz inne, um den weiteren Verlauf zu finden. Der Besitzer tritt aus der Hütte und begrüßt uns. Wir kommen ins Gepräch. Nach seiner Frage in welche Richtung wir gehen und wir mit Norden antworten, wird er ernster. Wir hätten morgen und übermorgen zwei harte Etappen vor uns. Außerdem soll es ab morgen einen Wetterwechsel geben und es gäbe Unwettergefahr. Bei Nässe wäre die Tour zur Refuge D´Usciolu gefährlich.

Das war übrigens das einzige Mal, dass wir vernünftige Informationen auf einer Hütte bekommen haben. Meist wurden Informationen zum Wetter oder Weg zwischen den Wanderern ausgetauscht.

Das Landschaftsbild ändert sich. Wir durchqueren ein wunderschönes grünes Tal. Es sieht fast schon kitschig aus und erinnert ein wenig an das Auenland der Hobbits. Diese Gegend ist ein beliebtes Wandergebiet für Tagesetappen. Während wir uns der Bergerie A Matalza nähern treffen wir zunehmend auf Wanderer.

Es ist geschafft. Etwas entsetzt stehen wir vor dem Zaun der Bergerie, die keinen schönen Eindruck macht. Hässliche Großraumzelte und allerlei Gerätschaften stören. Die Biwakmöglichkeit liegt auf einer Wiese in der prallen Sonne. Wir schlagen hier trotzdem unser Zelt auf und werden es nicht bereuen.

Die Hitze ist fast unerträglich. Wir suchen zunächst Schutz auf der, mit einem Tarnnetz abgeschatteten Terrasse und bestellen ein kaltes Getränk. Der Wirt wirkt anfangs etwas knurrzig, stellt sich später als äußert nett und zuvorkommend heraus. Wir verständigen uns teilweise mit Händen und Füßen, da Englisch hier keine Option ist. Glücklicherweise ist noch eine Dreiergruppe Franzosen mit etwas Englischkenntnissen anwesend, die sofort die Übersetzung übernehmen. Als Dank lade ich später deren Handy über mein Solarpanel. Später kommt noch ein Elsässer an, der sogar deutsch spricht. Trotzdem versuchen wir es immer wieder mit französisch.

Am späten Nachmittag fliegt ein Hubschrauber tief über uns Richtung Monte Incudine hinweg. Aus der Ferne können wir eine Rettungsaktion am Gipfel beobachten. Später erfahren wir, dass zwei Wanderer durch Steinschlag verletzt wurden.

Die Duschen sind der Hit. Gewöhnlich gibt es nur kaltes Wasser. Die Sonne hat den freistehenden Wassertank jedoch aufgeheizt. Sanitäre Anlagen und Waschmöglichkeiten sind einfach aber neu und sauber.

Mike macht hier ebenfalls Station. Wir lernen uns besser kennen. Er hat gar keine Französischkenntnisse. Es wird ein lustiges Multikulti-Abendessen, bei dem jeder jedem bei der Übersetzung hilft. Das Abendessen ist einer besonderen Erwähnung wert. Am späten Nachmittag kommen Frau und Sohn mit dem Auto zur Bergerie und zaubern später ein unglaublich leckeres Wildschweingulasch. Als Vorspeise gibt es korsischen Schinken aus eigener Produktion und zum Nachtisch eine milden korsischen Käse. Erst als alles aufgegessen ist, ist der Wirt zufrieden und holt eine Flasche Birnenschnapps hervor. Er betitelt diese mit „Chocolat de Corse“. Wie beim Essen ist er auch erst zufrieden, als die Flasche leer ist. Mike muss besonders leiden und wird zweimal mit einem vollen Glas bedacht.

Es ist Zeit ins Bett zu gehen. Der Wirt wird über Nacht nicht in der Hütte sein. Er weiß ebenfalls von den bevorstehenden Unwettern, die vielleicht schon Nachts Einzug halten werden. Falls dies geschehen sollte, bietet er uns an, in die Großraumzelte zu flüchten, ohne dass er etwas dafür berechnen würde. Er nimmt noch Bestellungen fürs Frühstück auf, bevor er ins Tal fährt.

Die Nacht bleibt ruhig.