Chame - Lower Pisang (Tag 6)

Am Morgen werden wir von einem wolkenlosen Himmel und klarer Luft begrüßt. Der Regen am Vorabend kam genau zu rechten Zeit. Wir haben einen herrlichen Blick auf den Gletscher des Lamjung Himal  (6983m üNN), der in der Morgensonne gleißend hell erscheint. Annapurna II und IV sind auch schon zu sehen.

Auch Jule geht es wieder besser. Sie nimmt zumindest am Frühstück teil. Trotzdem geht sowas in der Höhe sofort auf die Substanz. Besonders, da sie sich 3 Tage vor Abreise noch eine heftige Erkältung eingefangen hatte. Jetzt heißt es, Tank wieder auffüllen.

Nach dem Frühstück gehen wir zeitig los. Der Talgrund selbst liegt noch im Schatten. Entsprechend haben wir noch Softshell oder Fleece an. Der Himmel lässt erahnen, dass wir im Laufe des Tages die Zwiebelschichten ablegen werden.

Am Ortsausgang erwartet uns eine große Mani-Stein Mauer. Pun erklärt den religiösen Hintergrund und die Bedeutung einiger der Inschriften. „Om Mani Padme Hum“ – „Oh Juwel im Lotuskelch“.

Nach kurzen Aufstieg, wird der Talgrund breiter und die Talflanken fallen nicht mehr so steil ab, so dass uns die Sonne schon erreicht. Auch der Blick auf die umliegenden Gipfel wird freigegeben.

Jeder Quadratmeter ebener Boden wird hier zum Anbau von Gerste und Reis genutzt.

Wir folgen schmalen befestigten Wegen. Kleine Läden und Restaurants haben sich vereinzelt am Wegesrand angesiedelt.

Bei einer Pause werden wir sofort von Kindern nach „Sweets?“ „Chocolate?“ gefragt. Wegen den herzzerreißenden Piepsstimmen und den großen Augen ist es schwer „nein“ zu sagen. In Reiseführern wird darum gebeten, den Kindern wegen der mangelten Zahnhygiene, keine Süßigkeiten zu geben. Doch Evelyn hat vorgesorgt. Sie hat wohlweislich einen riesen Vorrat an Malstiften und kleinen Fingerpüppchen dabei. Diese werden begeistert angenommen.

Nach einiger Wegstecke folgen wir einer Straße. Diese ist teilweise in den Felsen gehauen. Zur Linken fällt die Felswand senkrecht ab.

Langsam aber sicher wird die Landschaft alpiner. Majestätisch thronen schneebedeckte Gipfel über uns. Kaum wird das Tal wieder enger, verdichtet sich auch die Vegetation.

Wir erklimmen einen Berghang durch dichten Kiefernwald.

Mitten im Wald treffen wir auf ein paar Hütten und kleine Läden. Wir machen eine kurze Pause. Bei den Mädels löst sich der Staub des Vortages aus den Nebenhöhlen. Kollektives Naseputzen muss für die Nachwelt festgehalten werden.

Das Tal wird wieder breiter und der Wald lichtet sich. In Dhikur Pokhari legen wir die Mittagspause ein.

Das Tal wird noch breiter und wir bewegen uns in einer trockenen Ebene. Passend dazu heizt die Sonne uns ganz schön ein. Das nächste Zwischenziel ist „Upper Pisang“, wo wir einen Tempel besuchen werden. Der Name sagt schon aus, dass wir noch weiter hoch müssen. Am leicht abfallenden Talhang gewinnen wir mehr und mehr an Höhe. Im Tal können wir schon das Tagesziel „Lower Pisang“ sehen. Wenn man genau hinschaut, kann man eine Karawane am Ortseingang sehen.

Nach einigen Serpentinen, absolvieren wir die letzten Höhenmeter über steile Stufen und erreichen die Tempelanlage. Man weiß gar nicht was man interessanter findet. Die gegenüberliegenden, Ehrfurcht einflößenden Bergmassive oder der goldverzierte Tempel. Also erstmal Fotos machen, dann Schuhe aus und auf Socken in den Tempel. Monotoner Gebetsgesang erfüllt den Raum. Es duftet nach Weihrauch. Die unzähligen prunkvollen Buddha-Abbildungen und Statuen sind ein gern fotografiertes Motiv für westliche Besucher. Die Gläubigen lassen sich von den Touristen nicht stören. Auf Anfrage dürfen wir sie sogar ablichten. Pun nimmt seine erweiterte Funktion als Fremdenführer wieder ein und erklärt uns einige Motive an der Wand und gibt Einblick in das buddhistische Weltbild.

Nun müssen wir nur noch gemütlich nach „Lower Pisang absteigen. Wir gehen durch die Gassen des Dorfes hinunter.

Als wir ankommen, warten unsere Träger schon auf uns. Wir beziehen die Zimmer. Warme Dusche gibt es auf Anfrage. Leider reicht das Wasser nicht für alle. Da die Sonne mittlerweile ihre Kraft verloren hat, ist es kühl geworden. Wir wollen uns im Aufenthaltsraum aufwärmen, aber leider ist der Ofen noch aus. Pun und Som werden sich darum schon kümmern.

In der Zwischenzeit laufen wir zur nächsten „Waterstation“, die nur 300m von der Lodge entfernt ist. Diese Wasserstationen werden durch ein Entwicklungsprojekt fast überall in den Dörfern eröffnet. Gegen ein geringes Entgelt, kann man hier gefiltertes Trinkwasser erhalten.

Als wir in die Lodge zurückkommen, brennt der Ofen. Warm ist es aber noch nicht. Wir lassen unsere Jacken an und wärmen uns mit Tee auf. Tee trinken wir jeden Abend. Jeder von uns annähernd einen Liter. Beliebt sind schwarzer Tee mit Zitrone oder Milch und Ingwer-Zitrone Tee.

Vor dem Abendessen werden wir noch mit der mobilen Hochdruckkammer bekannt gemacht. Diese gehört bei Hochtouren des DAV Summit Club zur Standardausrüstung.

Beim Auftreten von Symptomen der Höhenkrankheit, kann damit die Erstversorgung erfolgen. Pun erklärt die Funktionsweise und den Ablauf im Ernstfall. Er beruhigt die Gruppe aber mit der Bemerkung, dass diese auf seinen Touren als Führer noch nicht zum Einsatz kam. Toi-toi-toi.

Heute geht es früh ins Bett.

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