Am nächsten Morgen lassen wir uns Zeit. Erstmal in Ruhe frühstücken, während die meisten Gäste schon aus dem Haus sind. Wir werden heute die vorgeschlagene Tour zum Dürrenstein begehen. Laut Inge wird es auf der Hütte heute ein hektischer Tag, da sie inklusive Notlager komplett ausgebucht sind. Wir machen uns bereit für die insgesamt 6stündige Tour. Da Grisu etwas erkältet ist, werden wir langsamer gehen.
Ein kurzes Stück durchqueren wir das Totholz bis ein Pfad in den Wald führt. Nach den ersten Höhenmetern gelangen wir auf einen Forstweg, dem wir länger folgen als nötig, da wir einen Wegweiser übersehen. Uns fällt dies erst auf, als wir glücklicherweise wieder den regulären Weg kreuzen. Auf dem Rückweg werden wir feststellen, dass dieser sehr schön weiter über Trampelpfade verläuft.
Der Wald lichtet sich und die Vegetation geht zu Buschland über. Über steinige Pfade nimmt die Steigung etwas zu. Der Weg orientiert sich in Richtung eines felsigen Gipfels, der ca. 300 Meter über uns liegt. Nur zur Info. Dies ist nicht der Dürrenstein Gipfel. Diesen kann man erst auf den letzten 400m der Wegstrecke erkennen. Mittlerweile haben wir eine wunderschöne Rundumsicht und dank des guten Wetters eine hervorragende Fernsicht. In einigem Abstand zu einer senkrecht abfallenden Bergflanke absolvieren wir die nächsten 200 Höhenmeter. Als der Wegverlauf sich nicht mehr Richtung des vermeintlichen Zielgipfels orientiert werden wir kurz unsicher, ob wir eine Markierung verpasst haben.
Nach kurzer Überprüfung gehen wir doch weiter. Der Weg führt ohne nennenswerte Steigung am Steilhang entlang. Hier ist Trittsicherheit erforderlich und man sollte keine Höhenangst haben. Feuchter erdiger Untergrund verringert die Haftung der Sohle, was auf dem nächsten Felsen erhöhte Vorsicht erfordert. Nach ca. 300m lässt es sich wieder entspannt laufen. Wir gelangen auf ein kleines Hochplateau. Ca. 100m über uns können wir zum ersten Mal die Spitze des Gipfelkreuzes sehen. Der Aufstieg ist unproblematisch. Uns kommen einige bekannte Gesichter entgegen. Die meisten Gäste auf der Hütte hatten ebenfalls den Dürrenstein als Ziel.
Vom Gipfel hat man ein herrliches 360Grad Panorama. Während wir an der „flachen“ Flanke aufgestiegen sind fällt die andere Flanke 2m hinter dem Gipfel mehrere hundert Meter senkrecht ab. Lieder spiegelt mein Foto in den Abgrund die Realität nicht wieder.
Wir teilen uns den Gipfel nun nur noch mit einem anderen Pärchen. So können wir uns in Ruhe der Aussicht und unseren Butterbroten widmen. Nach 45min. steigen wir wieder ab. Eine sehr schöne Tour, die nach 2h30min Abstieg auf dem Freisitz der Ybbstaler Hütte bei einem frischen Apfelstrudel und gespritzten Apfelsaft endet.
Allerdings ist es mit der Ruhe vorbei. Der Außenbereich ist voll von Gästen und ein Akkordeonspieler unterhält eine Gruppe der Bergwacht. Ram hat alle Hände voll zu tun. Wir lernen Anne kennen, die im Frühjahr 2015 mit Ram die Anapurna Runde gegangen ist. 4 Wochen vor dem Erdbeben. Auch sie wollte Ram auf jeden Fall besuchen. Wir verweilen draußen, bis der letzte wärmende Sonnenstrahl verschwindet. In der Hütte werden wir von einer Gruppe Österreicher schnell adoptiert. Es wird ein sehr lustiger Abend.
Da die Hütte voll belegt ist, werden wir von Inge ins Notlager eingeteilt. Was ein Glück. Es ist eine ca. 400m entfernte, neu renovierte Hütte. Wir bekommen ein Zimmer mit zwei Doppelbetten. So sieht ein Notlager eigentlich nicht aus.