Lower Pisang - Bhraga (Tag 7)

Wahnsinn. Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter. Wieder trübt am Morgen kein Wölkchen den Himmel. Es ist noch empfindlich kühl. Andrea, unser Wetterzwerg, hat wieder ganze Arbeit geleistet. Abends muss man sie einmal herzen und schon hat man schönes Wetter. Das hat sich mittlerweile auf vielen gemeinsamen Reisen bewährt. Leider scheint Sie sich etwas verausgabt zu haben. Andrea geht es heute Morgen gar nicht gut. Sie wird von Übelkeit und Appetitlosigkeit geplagt.

Wir anderen genießen das reichhaltige Frühstück. Der Frühstücksraum ist am Morgen nicht geheizt.

Anschließend wird bezahlt. Som übernimmt wie üblich das Rechnen.

Eine viertel Stunde später versammeln wir uns vor der Lodge. Die Luft ist mit duftenden Rauch erfüllt. Vor vielen Häusern stehen kleine Körbe oder gelochte Konservendosen in denen Zweige verglühen und einen weihrauchähnlichen Geruch entwickeln.

Am Vortag sind wir über die Hängebrücke ins Dorf gelangt. Heute wählen wir die parallel verlaufende, abenteuerlich anmutende Holzbrücke.

Nach einem kurzen steileren Anstieg gelangen wir auf eine karge Freifläche. Noch keine 10min unterwegs, ist es schon Zeit für erste Erinnerungsfotos mit Panorama.

Auf dieser Talseite ist die Vegetation nun schon etwas lichter. Hauptsächlich Büsche und nur vereinzelt stehende Bäume versuchen sich auf dem trockenen, steinigen Boden zu behaupten. Die Erosion hat bizarre Felsformationen hinterlassen. Nach ca. 40min legen wir eine kurze Pause ein. Nun findet auch die letzte Jacke den Weg in den Rucksack. Wir entdecken am Wegesrand einen kleinen See. Ein echtes Juwel, eingefasst in der trockenen Landschaft.

Der Weg führt weiter das Tal hinauf. Die nur sehr geringe Steigung ermöglicht ein entspanntes Laufen. Andrea jedoch geht es zunehmend schlechter. Pun beobachtet sie regelmäßig. Auch Jule hat ihren Stoffaffen und Reisebegleiter Titus erstmal in der Rangordnung auf Platz zwei gesetzt. Sie kümmert sich um Andrea, wobei sie ihre Rolle als eine Mischung aus Glucke, Motivationstrainerin und Ernährungsberaterin wahrnimmt.

Nach zwei Stunden lockeren Laufens liegt nun ein steiler Serpentinenanstieg über 391 Höhenmeter vor uns, über den wir nach Ghyaru auf 3700m hinaufsteigen. Die Sonne hat mittlerweile ihre volle Kraft entfaltet, was den Aufstieg noch anstrengender macht. In Ghyaru erwartet uns ein herrliches Panorama auf die gegenüberliegenden Annapurna II bis IV. Pun gönnt uns eine halbe Stunde Erholung.

Es geht durchs Dorf noch einige Meter höher, doch anschließend halten wir zunächst annähernd unsere Höhe und können weiterhin den überwältigenden Ausblick genießen. Auch der Blick zurück lohnt sich. Nächstes Ziel ist Ngawal, wo wir Mittagspause einlegen werden. Der Boden ist steinig und Staubtrocken. Jeder schwache Windzug lässt Staubschwaden aufwirbeln. Wir nutzen unsere Buffs und Dreieckstücher als Atemschutz.

Am Orteingang von Ngawal kehren wir zum Mittagsessen ein. Wer einen Platz unter einem Sonnenschirm ergattert, gehört zu den Glücklichen.
Mittlerweile ist es sehr heiß. Viel trinken ist jetzt oberstes Gebot. Pun verkürzt die Abstände zwischen den Pausen. Er hat mittlerweile den Rucksack von Andrea übernommen, die ab jetzt direkt hinter ihm geht. Die beiden geben das Tempo vor. Der Wetterzwerg ist sehr am kämpfen.

Kurz bevor wir nach einem langen, heißen, staubigen Tag Bhraga erreichen, wartet noch eine schöne Überraschung auf uns. Die „Trekker Bakery (Pie in the Sky)“ lockt mit leckerem Backwerk. Zimtrollen, Schokohörnchen kann kaum einer widerstehen. Nur Andrea muss passen.

Wir kehren in die große Lodge „Buddha Hotel“ ein. Vor der Dusche bildet sich sofort eine Schlange. Es gibt Wifi und einen großen Aufenthaltsraum in dem sich später alle sichtlich müde zum Abendessen versammeln. Doch vorher unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang mit Manuel und Chi-Chi. Auf einer Weide entdecken wir die ersten Yaks auf dieser Tour. Als wir in die Lodge zurückkehren, hören wir eine laut singende Gruppe Einheimischer hinter uns die Straße herunter kommen. Es sind unsere Träger. Sie haben morgen frei und dies gleich würdig gefeiert.

An diesem Abend startet Irmi eine „Tradition“, die die ganze restliche Tour überdauert. Sie übernimmt als Erste die Getränkerechnung für Pun, Som und die Träger. Die meisten nehmen eine Cola oder Tee. Die ältesten Träger gönnen sich noch einen „Roxy“ (Schnaps).

Während der Tour stellen wir fest, dass Pun bezüglich dem Thema Alkohol ein wachsames Auge auf alle, sowohl die Träger und als auch uns hat. Ab 4000 Meter wird er der Gruppe Alkoholverbot auferlegen. Diese Höhe werden wir am nächsten Tag auf der Akklimatisations-Tour überschreiten. Deshalb dürfen heute nochmal alle.

Nach dem leckeren Abendessen stimmt uns Pun auf die morgige Tour ein. Wir bestellen in der Küche noch Zimtrollen als Proviant für den nächsten Tag.

Die Träger ziehen sich früh zurück. Nur die beiden Jüngsten werden uns morgen begleiten. Andrea geht es immer noch schlecht. Auch sie liegt früh im Bett.

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