Die Nacht war nicht so entspannt. Meine noch nicht ganz abgeklungene Erkältung der letzten Woche meldet sich zurück. Nach dem reichhaltigen Frühstück, machen wir uns auf den Weg zum Taschach Ferner. Heute stehen Gehen mit Steigeisen, Gletscherkunde, Pickeleinsatz, Top Rope Eisklettern und Sicherungstechniken mit Eisschraube auf dem Programm.
Nach einer dreiviertel Stunde Gehzeit erreichen wir die Seitenmoräne, wo wir unsere Steigeisen und die Gurte anlegen. Abi berichtet über den Zustand des Gletschers und benennt die verschiedenen Spaltentypen. Da wir unterhalb der Firngrenze liegen, ist der Gletscher apert. Seilsicherung ist nicht erforderlich. Ausgiebig üben wir das Gehen mit Steigeisen. Vertikal und Frontalzacken Technik, Eckstein Technik, Queren von Spalten mit Pickel und Klettern mit Pickel bis 50 Grad Steigung. Das geht gut in die Beine. Ich merke, dass meine Kondition doch angeschlagen ist. Mein Frontalzackeneinsatz ist noch nicht ganz ausgereift. Während die andere Gruppe schon die Eisschraubensicherung übt, führt Abi uns weiter den Gletscher in ein Längsspaltengebiet hinauf, das wir kreuz und quer ungesichert durchsteigen. Wir springen über Spalten, balancieren über gerade mal 20cm breite Stege und klettern mit Hilfe des Pickels Eisstufen hoch. Ich merke, dass Peter auf den schmalen Stegen etwas unbehaglich ist. Gelegentlich schaue ich auch zweimal hin bevor ich springe. Abi fragt, ob der Weg noch für alle OK ist. Endlich kommt Peter mit der Sprache raus und läuft ab jetzt direkt hinter Abi. Nach ca. 40min steigen wir hinunter zu einer Eiswand, an der wir Top Rope Klettern im Eis üben wollen. Erstmal zeigt uns Abi den Einsatz der Eisschrauben. Wie man die Qualität des Eises einschätzt, den richtigen Einschraubwinkel wählt. Jeder baut anschließend eine „Sanduhr“, deren Einsatz beim Rückzug, das Zurücklassen von teuren Eisschrauben verhindert. Peter stellt die Frage nach der Tragfähigkeit seiner Sanduhr. Diese beträgt bis zu 7kN. Wir versuchen zu Dritt über das Lastseil, die Sanduhr auszureißen. Es gelingt nicht.
Anschließend bauen wir die Top Rope Sicherung an der Eiswandkante auf. Zunächst wird ohne Pickel geklettert, dann mit Pickel und weiter mit 2 Pickeln, um schon mal die Technik mit Eisgerät zu erlernen. Nachdem alle die von 45Grad bis zu 90Grad steile, etwa 15m hohe Wand mehrfach erklommen haben, packen wir ein und laufen zurück zur Hütte.
Da ich mich heute immer noch unsicher bei den Knoten fühlte und Ramona ebenfalls nochmal den Standplatzbau üben möchte, erklärt sich Julian für eine kurze Nachhilfestunde in der Nähe der Hütte bereit. Er bringt mir noch zwei Koten bei, die ich noch nicht kenne, jedoch heute mehrmals zum Einsatz kamen.
Nach dem Abendessen steht noch etwas Kartenkunde und Tourenplanung auf dem Programm. Wir sollen die Gehzeit auf den Urkundsattel 3060m berechnen, über den wir am nächsten Tag gehen werden. Die Wildspitze werden wir wetterbedingt schon am Donnerstag besteigen.