Kagbeni - Tatopani (Tag 13)

Heute bleibt die Ausrüstung in den Reisetaschen. Wir werden mit dem Bus bis Tatopani gebracht. Nach dem Frühstück durchqueren wir Kagbeni und warten am Ortsrand auf den Bus. Die Träger verstauen unsere Reisetaschen auf dem Dach und wir verteilen uns auf die Sitze. Es geht gleich holprig los. Was hier als Straße gilt, sieht aus wie ein ausgetrocknetes Gebirgs-Flussbett in den Alpen. Wir werden kräftig durchgeschüttelt und der Busfahrer quält die Kupplung an jeder Steigung auf dem losen Untergrund. Gelegentlich führt die Straße tatsächlich durchs Flussbett des Kali Gandaki.

Nach ca. 30min erreichen wir Jomsom. Hier gilt es zu Fuß, auf die andere Flussseite zu gelangen, wo wir in einen anderen Bus wechseln.

Das mintgrüne Gefährt sieht wirklich abenteuerlich aus und hat was der „Marke Eigenbau“.Die Sitze sind sehr schmal und die Beinfreiheit wurde für Personen unter 170cm ausgelegt. Die Träger und Führer quetschen sich im vorderen Teil zusammen. Oje! Nun steht uns eine 7-stündige Fahrt bevor.

Wir hatten gehofft, dass die Straße nun besser wird. Weit gefehlt.

Nach 40min hält der Bus am Ortseingang von Marpha. Es ist ein Dorf der Thakali. Eine Volksgruppe mit tibetanischen Wurzeln, die als sehr geschäftstüchtig gilt. Die Siedlung sieht aus wie ein Vorzeigedorf. Sehr saubere, gepflasterte Gassen führen zwischen gepflegten Häusern entlang. Über eine lange, steile Treppe gelangen wir hinauf zum berühmten Kloster. Viel Blattgold zeugt vom Reichtum des Dorfes und der einstigen Bedeutung der Region als Handelsweg zwischen Nepal und Tibet.
Von hier oben hat man einen schönen Rundumblick über das Dorf ins Tal. Pun erklärt die Bedeutung der Holzstapel auf den Hausdächern, die uns auch schon in Kagbeni aufgefallen sind. Die Menge des Holzes lässt auf den Wohlstand der Bewohner rückschließen.

Nach der Besichtigung des Klosters durchqueren wir den Ort. Wir lassen uns Zeit und prüfen das Angebot der zahllosen kleinen Geschäfte.

Am Ortsausgang wartet der Bus auf uns. Schon etwas widerwillig nehmen wir unsere Sitzplätze ein. Die Fahrt ist die Hölle. Der Busfahrer sucht sich den Weg über die Geröllpiste und muss so manches Mal große Felsbrocken umfahren. Vor jeder, nicht einsehbaren Kurve gibt er mit der Hupe Signale ab.  Spannend wird es jedes Mal, wenn uns ein Bus oder LKW entgegenkommt. Die Straße ist kaum für einen Bus breit genug. Die Fahrer nutzen geschickt die Kurvenradien. Oft sind es nur 4-5cm zwischen den Fahrzeugen.

Wir halten unterwegs mehrfach an. Jedes Mal „fallen“ wir erleichtert aus dem Bus. Ein Zwischenstopp ist Pun besonders wichtig. Von hier hat man den besten Blick auf die Annapurna I während der gesamten Tour.

Zum Mittagessen kehren wir in ein sehr luxuriös ausgestattetes Hotel in Kalopani ein. Gegenüber liegt eine Schule. Es scheint gerade Unterrichtsende zu sein.

Was anschließend kommt ist kaum zu beschreiben. Während das Tal in eine Schlucht übergeht, wird die Straße nochmals schmaler. Regelmäßig kommen uns Pilgerbusse entgegen. Diejenigen, die auf der linken Seite des Busse sitzen schauen direkt in den bis zu 400 Meter tiefen Abgrund. Chi-Chi hält sich gelegentlich die Augen zu. Niemanden ist wohl bei der Sache. Ehrlich gesagt hat jeder Angst. Sogar die Träger wenden oftmals den Blick ab. Zu allem Überfluss erzählt uns Chi-Chi noch von einer Freundin, die während ihrer Nepaltour auf dieser Strecke miterleben musste, wie ein Bus voller Pilger in den Abgrund stützte. Vielen Dank!! Bei einer dieser Situationen kann ich sehen, dass das Vorderrad des entgegenkommenden Busses schon halb über den unbefestigten Wegrand ragt. Lebensgefährlich. Nur die Gewissheit, dass der Busfahrer diesen Job seit Jahren macht, hält mich von dem Schritt ab, auszusteigen und lieber zu laufen. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, fängt es auch noch an zu regnen. In kurzer Zeit verwandelt sich der erdige Untergrund, in Schlamm um. Wir haben zum Glück Reifen mit Stollenprofil. Andere aber nicht.

Irgendwann hält der Bus mitten auf der Straße erneut an. Pun fordert uns auf, die tiefste Schlucht der Welt zu besichtigen. Über einen kurzen Zuweg gelangen wir zur Aussichtsplattform. Es regnet und irgendwie ist niemand mehr wirklich interessiert. Die Busfahrt ist das Hauptgespächsthema.

Nach einer weiteren Stunde erreichen wir endlich unser Ziel. Alle sind erleichtert.

Völlig erschöpft beziehen wir unsere Zimmer. Die Lodge ist urgemütlich und liegt wunderbar am tropisch bewachsenen Talhang. Tatopani ist für seine heißen Quellen bekannt. Einige lassen es sich trotz Regens nicht nehmen, ein Bad zu nehmen. Wir sind jetzt auf 1200m in den Tropen. Vor unserer Zimmertür, wachsen Bananen. Ein extremer Kontrast zur Landschaft in der wir uns heute Morgen noch befanden. Hier lässt es sich leben. Für 100 Rupi pro Tag gibt sogar Wifi.

Schnell finden sich alle im Aufenthaltsraum ein, wo wir das Erlebte bei einem Bier revuepassieren lassen. Diese Busfahrt ist unzumutbar.

Hinweis:

Wir konnten erfahren, dass die Führer in Zusammenarbeit mit dem DAV-Summit-Club an der Planung einer Alternativlösung arbeiten. Dies sollte möglichst schnell geschehen.

Kagbeni - Tatopani

2810m - 1200m

Busfahrt