Wieder herrliches Wetter am nächsten Morgen. Es verspricht ein sehr warmer, ja heißer Tag zu werden. Wir versorgen uns mit genügend Wasser. Uns stehen übersichtliche 14km bis zur nächsten Station „Rauhelleren“ bevor. Da wir bis jetzt nur zwei Müsli und eine Doppelrationspackung Travelunch verbraucht haben, sind unsere Rucksäcke noch nicht merklich leichter. Schon in der Früh ist es warm und die Temperatur wird im Laufe des Tages auf gemessene 33 Grad in der Sonne steigen.
Zum Anfang der Etappe steht uns direkt ein stetiger Anstieg über 200 Höhenmeter hinauf zum Geitsjøhovda bevor. Nur gelegentlich spendet eine Wolke Schatten. Wieder unendliche Weite. Wenn man aber zu Fuß unterwegs ist, ändert sich die Landschaft kaum. Der erste idyllische See wird noch bewundert, aber verloren in der Weite ziehen wir irgendwann nur noch unsere Bahnen. Unentwegt der brennenden Sonne ausgesetzt. Kein Baum, der mal ein wenig Schatten spendet.
Es werden gefühlt endlose 14km.
Wenn um einen herum kaum etwas ablenkt, fängt man an auf jeglichen Reiz zu reagieren. Bei Grisu ist es heute der schwere Rucksack, der stetig drückt und kneift. Wir sind froh als wir das herrlich gelegene Rauhelleren erreichen. Grisu quittiert den Tag mit der Aussage „Verdammt, das können doch nicht nur 14km gewesen sein und das Ding am Rücken nervt!“.
Rauhelleren - So stellt man sich Norwegen vor. Ein dunkler klarer See, ein gemütliches rotes Holzhaus. Rauhelleren ist ein Sommerbauernhof. Wir schlagen unser Zelt umgeben von Kühen, glücklichen Hühnern und lustigen Schweinchen auf. Auch hier ist die Zeltübernachtung kostenlos. Lediglich für die Nutzung der Toiletten und Duschen, ist eine Gebühr zu entrichten. Es gibt auch einen Trockenraum. Eine Gelegenheit, unsere durchgeschwitzte Kleidung zu waschen. Vom Zelteingang haben wir freien Blick auf den See. Nach einer ausgiebigen Dusche bereiten wir unser Abendessen vor und beobachten die Bäuerin, wie sie die Kühe zum Melken zusammentreibt und unsere Freunde die Schweinchen füttert. Als die Sonne untergeht, wird es schnell kühl und wir kriechen in die Schlafsäcke.
Kleine Planänderung :-) Abhängen
Heute steht die längste Etappe mit 26km bevor. Es verspricht, wieder ein heißer Tag zu werden. Nach dem Frühstück manchen wir uns bereit. Während Grisu unsere Schlafsäcke und Isomatten verpackt, verstaue ich Geschirr und fülle Wasser nach. Die Tour vom Vortag ist nochmal Gesprächsthema. 14 km, die sich wie Kaugummi zogen und wie werden wohl die heutigen 26km sein. Kurz bevor wir unser Zelt abbauen, schauen wir uns an. Als wäre es Gedankenübertragung kommt die entscheidende Frage: Wollen wir noch einen Tag in Rauhelleren bleiben? Wir sind uns sofort einig. Einfach noch einen Tag an diesem schönen Ort abhängen. Man spürt die Erleichterung und wir genießen den Tag von der Sonne verwöhnt.